„Mama, ich habe ein schwarzes Haar unter der Achsel“.

Mit diesem Satz wurde eine neue Phase eingeleitet. Seit diesem Moment steht in manchen Momenten die Gefühlswelt von Kindern und Eltern auf dem Kopf. Und mir ist bewusst, dass dies nur der Anfang eines neuen Abschnitts ist. Ein Abschnitt der uns alle an Grenzen bringen wird, der die Beziehung neu ordnen wird. Zwillinge in der Vorpubertät, mein Erfahrungsbericht über die vorpubertäre Phase meiner zweieiigen Zwillingsmädchen.

Meine Zwillinge sind mittlerweile 10 Jahre alt. Wir haben gemeinsam einige Phasen, durchlebt und diese mehr oder minder gut gemeinsam überstanden. Wir kennen unsere Stärken und Schwächen, wir haben eine sehr enge und vertraute Beziehung, wir akzeptieren uns mit unseren Eigenarten, wir sind ein eingespieltes Team. Die Zwillingsherzdamen haben ihre Rolle in ihrer persönlichen Beziehung gefunden, machen einiges gemeinsam und anderes unabhängig von einander. Die letzten Jahre, als sie zwischen acht und neun Jahren alt waren, könnte man fast als friedlich bezeichnen, von kleinen Phasen mit Ausbrüchen abgesehen.

Doch nun die sind die Zwillinge in der Vorpubertät.

Sie zog schleichend in unser Heim ein.

Körperliche Veränderungen – die Erste

Zwillingsherzdame 1 begann sich körperlich zu verändern. Ihr Körper wurde weicher, runder, der erste Brustansatz wurde sichtbar. Plötzlich roch ich mein Kind immer mehr. Ihre Schweißdrüsen schienen sich verändert zu haben. Kein süßer Baby- oder Kleinkindgeruch mehr, sondern starke Transpiration.

Plötzlich durften wir Eltern im Bad nicht mehr anwesend sein, wenn das Kind sich umzog oder für den Tag oder Abend fertig machte. „ Mein Privatbereich“ sagte das Kind und ich war manchmal etwas konsterniert, ob dieser klaren Ansage.

Nach Jahren des Kümmerns und Versorgens, was beiderseitig mit vollem Selbstverständnis eingefordert und bedient wurde, musste und muss ich mich mit dem Gedanken erst einmal anfreunden. Dem Gedanken, dass das Kind natürlich seine Privatsphäre einfordert und ich dies auch zu akzeptieren habe. Dass das Kind immer mehr bestimmt, wo und wann es Mama braucht und wann eben nicht. Gar nicht so einfach und wohl für die nächsten Jahre ein laufender Prozess.

Die Gefühlwelt steht Kopf – die Erste

Während also Zwillingsherzdame 1 sich körperlich weiterentwickelt, sind die Vorzeichen der Pubertät bei Zwillingsherzdame 2 ganz anders gelagert. Die körperlichen Veränderungen sind noch nicht zu beobachten, dafür spielt die Gefühlswelt vollkommen verrückt. Von jetzt auf gleich, explodierte das Kind, bekommt einen genervten Tonfall, verdreht die Augen und akzeptiert kein nein. Zickige Antworten aus dem Nichts, puh da bleibt mir manchmal die Spucke weg. „Man Mama, lass mich doch einfach in Ruhe!“ brüllt das Kind und verschwindet in ihrem Zimmer.

Und da sitzt man dann und steht der Situation hilflos gegenüber, muss sich erst einmal sortieren, bevor man mit einigen Minuten Abstand einen neuen Versuch der Kommunikation startet.

War Zwillingsherzdame 2 immer sehr kuschel-. und liebesbedürftig, gab und gibt es immer mehr Situationen, wo sie Abstand möchte. Kein Kuss mehr zum Abschied, das Verbot sie mit Kosenamen zu bezeichnen, kuscheln? „Och ne Mama, lass das bitte.“ Um dann zu einem späteren Zeitpunkt weinend mit den Worten: „Mama ich brauch Dich doch so, ich vermisse Dich immer so“, in meine Arme zu fallen. Die Emotionsfülle ist auf beiden Seiten überwältigend.

Von einem Moment auf den anderen ist man hin und her gerissen zwischen Wut, Sorge, Nähe und Abstand. Das Kind. Und ich als Mama.

Familienleben im Wandel – die Erste

Unser Leben als Eltern von Zwillingen war immer laut und trubelig, doch seit einigen Wochen merke ich wie es noch lauter, emotionaler wird. Plötzlich werden Türen geknallt, Streits unter den Zwillingsherzdamen eskalieren. Auch ich merke, wie das nicht spurlos an mir vorbei geht und ich je nach Tagesform entweder ruhig und reflektiert bleiben kann oder auch einfach total ausraste und mir diesen Ton, diese Art und Weise der Kommunikation verbitte.

Alle Familienregeln, die uns bisher so gut durch das Familienleben gebracht haben, werden nun immer öfter durch die Kinder in Frage gestellt. Sei es wann es Zeit ist ins Bett zu gehen, wie viel Medienzeit am Tag in Ordnung ist oder wie und wann für die Schule gelernt werden sollte. Alles wird diskutiert, verneint oder mit „später“ oder „gleich“ kommentiert.

Es ist spürbar eine Zeit des Umbruchs. Voller Emotionen.

Sie ist neu für die Kinder und uns Eltern. Ich merke, dass wir uns alle neu sortieren müssen, unsere Grenzen sich neu ordnen müssen, unsere Bedürfnisse sich verändern.

Ich spüre sowohl Sehnsucht nach der Zeit als die Welt der Kinder sich um uns Eltern drehte, als auch eine gespannte Erwartung, wie sich meine Zwillingsherzdamen mehr und mehr in ihrer Persönlichkeit entwickeln, was für kleine junge, eigenständige Damen sie wohl werden werden.

Wie meine Kinder, befinde ich mich in einer Phase des Umbruchs. Eine Phase, in der ich mich in meiner Elternrolle neu finden und vor allem meine Kinder so liebevoll und gut wie möglich in dieser stürmischen Zeit begleiten möchte.

Zwillinge in der Vorpubertät. Diese Phase ist bei uns angekommen und ich kann nur hoffen und in uns vertrauen, dass wir diese gemeinsam als Familie gut bewältigen können.

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