Heute Morgen bin ich mit einem Kind im Bett aufgewacht. Ich öffne die Augen und sehe mit einem Zwillingsherzdame 1, die mit einem seligem Gesicht neben mir im Bett liegt. Jeden Morgen gegen fünf Uhr schleicht sie sich zu uns ins Bett und nach zehn Jahren, bemerke ich es im Schlaf nicht einmal mehr. 10 Jahre! Das Thema Schlaf der Zwillinge begleitet uns seit der Geburt und ich weiß nicht, wie oft ich gefragt wurde: „Wo schlafen die Zwillinge?“ Für alle Zwillingseltern hier meine ungeschönte Erfahrung der Reise durch Theorie und Praxis.

Das Thema Schlaf beschäftigte mich bereits in der Schwangerschaft. Wie so viele werdende Eltern, machte ich mir Gedanken, wie und wo die Kinder am Besten schlafen sollen.

Das erste Jahr – Wo schlafen die Zwillinge?

Im elterlichen Schlafzimmer.

Diese Empfehlung hörte ich früh. Also überlegten wir wie dies gut umsetzten könnten. Wir entschieden uns für ein Kinderbett, bei dem wir einseitig ein Gitterrost entfernten, um es dann an meine Seite des Elternbetts zu stellten. So hatte ich in der Nacht direkten Zugriff auf die Zwillingsbabys, um sie zu stillen, konnte schnell auf sie reagieren und ihren Schlaf verfolgen. Gesagt, getan. Die Zwillinge schliefen gemeinsam in ihrem Kinderbettchen neben mir. In manchen Nächten ein oder beide auch bei uns im Bett. Je nach Situation, so wie es eben passte. Mein Mann schlief mal mit im Elternbett, mal in einem anderen Zimmer, je nach Schlafbedarf. Die Zwillinge schliefen gut zusammen und weckten sich selten gegenseitig.

Recht früh schliefen sie ein paar Stunden am Stück durch und ich war mir sicher, den Zwillingsschlaf, den haben wir im Griff.

Das zweite Jahr – Wo schlafen die Zwillinge?

Zum Ende des ersten Jahres, kamen wir auf die verrückte Idee unser Schlafzimmer für uns Eltern zurückerobern zu wollen. Also beschlossen wir die Zwillinge rund um den ersten Geburtstag in ihr Zimmer umziehen zu lassen. Wir kauften ein zweites Kinderbett und stellten die beiden Kinderbetten nebeneinander. Unsere Idee: Jeder Zwilling schläft in seinem eigenen Bettchen und doch nah beieinander, damit sie sich nicht alleine fühlen.

Wir bauten also die Kinderbetten im Kinderzimmer auf und begleiteten die Kinder in den Schlaf. Der Übergang für die Kinder klappte erstaunlich gut. Was ich nicht bedacht hatte war, dass nun ich sehr unruhig in meinem Bett lag und die ganze Zeit versuchte die Geräusche der Kinder, die mich ein Jahr begleitet hatten zu hören. Ging es ihnen gut? Würde ich merken, falls nicht?

Meine ersten Nächte waren sehr unruhig, von Erholung keine Spur. Es dauerte nicht lange und die Kinder riefen nachts nach uns. Also sprangen ich oder mein Mann aus unserem Bett, rannten ins Kinderzimmer und nahmen das jeweilige Kind mit zu uns ins Bett, wo sie sofort selenruhig einschliefen. Doch ich war durch die Unterbrechung und vor allem dem Aufstehen, hellwach.

Nach mehreren Nächten mit demselben Ablauf, entschieden wir eine Matratze zwischen die Betten der Kinder zu legen. Damit wollte ich vermeiden in der Nacht aus dem Bett springen zu müssen. Also schlief einer von uns bei den Kindern im Zimmer und der Andere im Schlafzimmer. Wir wechselten uns jede Nacht ab, so dass jeder von uns seine Portion Schlaf bekam.

Mit ca. 1,5 Jahren entdeckten die Zwillingsherzdamen, wie sie aus dem Bett krabbeln konnten. Eine neue Phase begann.

Sie schliefen in ihren eigenen Betten ein, in der Nacht krabbelten sie jedoch aus dem Bett und krabbelten in der Nacht aus ihrem Bett. Entweder legten sie sich dann glücklich und zufrieden beide auf die schmale Matratze mit Mama oder Papa oder ein oder beide Zwillingsherzdamen siedelten ins Schlafzimmer über.

Statt dass wir Eltern unser Schlafzimmer für uns zurückeroberten, eroberten die Zwillinge unser Schlafzimmer und wir Eltern schliefen in getrennten Zimmern…

Das dritte Jahr – Wo schlafen die Zwillinge?

„Was Deine Kinder schlafen noch bei Dir im Bett?“ fragten mich befreundete Eltern. „ Du musst konsequenter sein, sonst bekommst Du sie nie dazu, allein in ihrem Zimmer zu schlafen!“

Ich war ehrlich verunsichert. Einerseits liebte ich es mit meinen Kindern in einem Bett zu schlafen, andererseits, wollte ich zu gerne endlich mal wieder in Ruhe mit meinem Mann gemeinsam in einem Bett schlafen. Sollte ich also konsequenter sein und sie in der Nacht wieder in ihr Bett schicken? Ich ließ es auf einen Versuch ankommen.

In der Nacht, wenn die Zwillingsherzdamen zu uns ins Zimmer tapsten, sagte ich ihnen sie sollen zurück in ihr Bettchen gehen. Das fanden sie gar nicht lustig, also stand ich auf, ging mit ihnen in ihr Zimmer, legte sie in ihre Betten, wartete bis sie eingeschlafen waren, um dann vollkommen übermüdet, wieder in mein Bett zu gehen. Eine Stunde später, standen sie wieder vor mir und alles ging von vorne los. Ich habe das keine Woche ausgehalten und die Konsequenz, Konsequenz sein lassen. Wir schliefen einfach wieder ab der zweiten Nachthälfte mehr oder weniger gemeinsam im Elternbett.

Das vierte bis sechste Jahr – Wo schlafen die Zwillinge?

Warum lässt Du die Zwillinge nicht einfach gemeinsam in einem Bett schlafen? Vielleicht kommen sie dann in der Nacht nicht zu Dir?“ fragte eine Freundin.

Diese Idee fand ich super und hatte die leise Hoffnung, nach drei Jahren, dann doch ohne Kinderbesuch schlafen zu können.

Also wurden die Kinderbetten aussortiert und ein 1,40 m Bett mit Nachthimmel aufgebaut. Die Zwillingsherzdamen waren begeistert! Sie tobten auf dem Bett herum und schliefen schnatternd gemeinsam Hand in Hand ein. Und das nicht eine Nacht, nein, es sollte dabei bleiben. Sie schliefen wie die Babys und nur in unruhigen Nächten legte sich einer von uns Eltern dazu.

Das gemeinsame Bett haben wir bis ca. ein halbes Jahr vor Schulbeginn behalten und es war für uns die bis dahin beste Lösung.

Das siebte bis zehnte Jahr – Wo schlafen die Zwillinge?

Mit dem Eintritt in die Schule, wollten wir den Zwillingsherzdamen, die bis dahin ein gemeinsames Zimmer und Bett hatten, jeweils ein eigenes Zimmer ermöglichen.

Wir bauten eine Trennwand und kauften zwei Hochbetten. Die Zwillinge waren begeistert und freuten sich auf ihr eigenes Zimmer und das eigene Bett. Doch als es an das Schlafen alleine ging, wurde es schwierig. Vor allem Zwillingsherzdame 1 hatte sehr damit zu kämpfen, während Zwillingsherzdame 2 sich gemütlich in ihrem Bett eingekuschelt hatte und schlief.

So kam es, das Zwillingsherzdame 1 wieder jede Nacht in mein Bett gekrabbelt kam und das monatelang. Sie brauchte einfach eine längere Eingewöhnungszeit und irgendwann kam der Zeitpunkt an dem sie einfach in ihrem Bett liegen blieb.

Von Theorie und Praxis

Heute Morgen bin ich mit einem Kind im Bett aufgewacht. Ich öffne die Augen und sehe mit einem Zwillingsherzdame 1, die mit einem seligem Gesicht neben mir im Bett liegt.

Und wisst Ihr was?

Ich genieße diesen kurzen Moment, denn nach einer langen Reise des Schlafes, mit vielen Schlafvariationen, Umbauten, Ratschägen und Versuchen weiß ich, dass meine Kinder sich bei uns einfach sicher und geborgen fühlen. Sie vertrauen uns und finden bei uns Eltern, wann immer sie es benötigen Ruhe und Entspannung. Alle Theorie bringt nichts, wenn es in der Praxis und mit Deinen Kindern nicht passt. Wir sind über die Jahre flexibel geblieben und haben versucht die Schlafsituation immer so anzupassen, dass wenn mögich alle von uns ihren Schlaf finden. Es gab Höhen und Tiefen, doch das gehört dazu im Leben als Eltern.

Und wo werden die Zwillinge zukünftig schlafen?

Es wird wohl nicht mehr lange dauern und der letzte Morgen, in dem ich mit Kind im Bett aufwache ist vergangen. Denn dann sind sie groß und brauchen uns Eltern für ihren Schlaf nicht mehr.

Bis dahin freue ich mich einfach am Morgen und lächle über unsere Schlafreise.

Wie hast Du Eure Reise zum Schlaf erlebt? Hast Du ähnliche oder ganz andere Erfahrungen als ich gemacht? Ich bin gespannt und sicher, dass wir Zwilllingseltern viel voneinander lernen können, dabei jedoch immer unseren eigenen Weg finden.

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2 Kommentare

  1. hallo ich bin Theresa und Mama von knapp 3 jährigen Zwillingen. Vielen Dank für deinen tollen Artikel, bei uns ist es fast genauso. erst haben sie gemeinsam im Babybett geschlafen, dann jeder in seinem Bettchen, aber sie melden sich immer noch jede Nacht und immer stehe ich auf und hole sie rüber in unser Bett. wir wollen nun große Betten kaufen und wissen nicht ob wir zwei einzelne oder ein großes Bett kaufen sollen. Deine Erfahrung hat mir sehr bei der Entscheidung geholfen und ich hoffe es wird wie bei euch und die Kinder bleiben dann in ihren Bett und wir haben unser Bett wieder für uns.

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