Eine neue Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung
Welche Rolle spielt die frühe Umwelt für die Entwicklung des menschlichen Gehirns? Diese Frage steht im Zentrum einer neuen Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung (MPIB) in Berlin. Wissenschaftler*innen untersuchen, wie pränatale und frühkindliche Umweltfaktoren die Gehirnentwicklung von Neugeborenen beeinflussen – mit besonderem Fokus auf Zwillingspaaren.
Warum Zwillinge im Fokus der Forschung stehen
Es ist wissenschaftlich belegt, dass Umwelteinflüsse die strukturelle und funktionelle Entwicklung des Gehirns beeinflussen. Doch in welchem Maße diese Faktoren im Vergleich zu genetischen Einflüssen eine Rolle spielen, ist noch nicht vollständig erforscht. Besonders die vorgeburtliche Lebensphase und die ersten Lebensmonate gelten als eine Zeit erhöhter Plastizität des Gehirns, in der Umweltfaktoren besonders tiefgreifende und langfristige Auswirkungen haben können.
Zwillinge bieten eine einzigartige Möglichkeit, diese Fragestellung zu untersuchen: Während eineiige Zwillinge dasselbe Erbgut teilen, unterscheiden sich ihre pränatalen und postnatalen Umweltbedingungen leicht. Unterschiede in der Gehirnstruktur und -funktion lassen sich hier direkt auf Unterschiede in der Umwelt zurückführen – sei es die Ernährung während der Schwangerschaft, die Luftqualität oder andere externe Faktoren. Durch die Kombination moderner bildgebender Verfahren und detaillierter Umweltanalysen kann diese Studie daher neue Erkenntnisse darüber liefern, wie sich frühe Lebensumstände auf die Gehirnentwicklung auswirken und welche Mechanismen dabei eine Rolle spielen. Während frühere Untersuchungen zur Erblichkeit von Gehirnstrukturen meist ältere Zwillingskinder oder Erwachsene betrachteten, liegt der Fokus der Studie des MPIB gezielt auf der sensiblen Phase rund um die Geburt.
Ein Blick auf den Studienablauf
Die Forschenden begleiten werdende Mütter von Zwillingen bereits während der Schwangerschaft. Sie erheben umfassende Daten zur Umwelt, in der sich die Föten entwickeln – etwa durch Luftqualitätssensoren oder Aktivitätsmessungen. Nach der Geburt erfolgt eine detaillierte Untersuchung der Zwillinge, unter anderem mittels Magnetresonanztomographie (MRT), um Unterschiede in der Gehirnstruktur zu erfassen. Die Studie kombiniert so neurowissenschaftliche Bildgebung mit Umweltanalysen, um ein möglichst präzises Bild der frühen Gehirnentwicklung zu zeichnen.
Neue Erkenntnisse mit gesellschaftlicher Relevanz
Da Umwelteinflüsse potenziell veränderbar sind, könnten die Ergebnisse der Studie dazu beitragen, präventive Maßnahmen zur Förderung einer gesunden Gehirnentwicklung bereits in der frühen Kindheit abzuleiten. Das MPIB hofft, mit dieser Untersuchung einen wichtigen Beitrag zur Grundlagenforschung zu leisten – und vielleicht eines Tages Wege aufzuzeigen, wie sich Umweltbedingungen gezielt verbessern lassen, um die kognitive und emotionale Entwicklung von Kindern zu unterstützen.
Interesse geweckt?
Das MPIB sucht aktuell Teilnehmerinnen.
Gesucht werden volljährige Frauen, die mit gleichgeschlechtlichen Zwillingen – eineiig oder zweieiig- schwanger sind. Wenn Sie Teil dieser spannenden Studie werden möchten oder weitere Informationen wünschen, melden Sie sich gerne bei der Forschungsgruppe:
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