Die Beikosteinführung ist ein spannender Meilenstein – aber gerade, wenn deine Babys als allergiegefährdet gelten oder bereits Hautprobleme wie Milchschorf oder Neurodermitis haben, mischt sich schnell Verunsicherung in die Vorfreude. Was darf ich geben? Was sollte ich meiden? Wie erkenne ich überhaupt eine Reaktion?
Wenn du genau diese Fragen hast, bist du hier genau richtig. Gemeinsam mit Romy, Gründerin des Neurodermitis- und Allergieportals nutrischlau.de möchten wir dir praxisnahe Antworten geben, die dir Sicherheit im Beikostalltag schenken – ohne Panik oder Verbote, dafür mit viel Verständnis für deine individuelle Familiensituation.
1. Was ist Beikost – und wann ist der richtige Zeitpunkt?
Beikost bedeutet: Deine Babys bekommen zum ersten Mal etwas anderes zusätzlich zur Milch – sei es Muttermilch oder Fläschchen. Diese neue Phase beginnt in der Regel zwischen dem beginnenden 5. und 7. Lebensmonat, wenn die entsprechenden Beikostreifezeichen vorhanden sind.
Wenn du dir unsicher bist, ob deine Babys bereit sind: Im Beitrag von es-sind-zwei.de findest du viele hilfreiche Hinweise rund um die Beikosteinführung.
2. Welche Lebensmittel sind für allergiegefährdete Babys geeignet?
Grundsätzlich gilt: Babys mit Allergierisiko dürfen (fast) alles essen – wenn man es richtig angeht.
✅ Empfehlenswert sind:
- Gemüse (z. B. Pastinake, Kürbis, Zucchini)
- Kartoffeln, Süßkartoffel
- Fleisch (z. B. Hühnchen, Rind)
- Getreide (z. B. Hirse, Hafer)
- Obst in gekochter Form ohne Zuckerzusatz (z. B. Apfelmus, Birne)
❗Wichtig: Lebensmittel sollten einzeln eingeführt werden und immer mindestens 3 Tage am Stück getestet werden, bevor ein neues Lebensmittel hinzukommt. So kannst du mögliche Reaktionen leichter zuordnen. Bei akuten Infekten oder gar Fieber keine neuen Lebensmittel einführen.
3. Wie erkenne ich allergische Reaktionen bei meinen Babys?
Allergische Reaktionen zeigen sich oft innerhalb von Minuten bis Stunden. Achte besonders auf:
- Ausschlag (Nesselsucht, rote Flecken, Juckreiz)
- Schwellungen im Gesicht oder an den Lippen
- Erbrechen, Durchfall oder Blut im Stuhl
- Atemnot, Husten, Keuchen (→ sofort Notarzt rufen!)
📌 Mildere Symptome wie wunder Po oder vermehrte Blähungen können auch auf Unverträglichkeiten hinweisen – müssen aber nicht immer ein Problem darstellen. Dann einfach eine Pause machen und beim nächsten Mal etwas weniger des Lebensmittels geben.
4. Sollte ich bestimmte Nahrungsmittel meiden, wenn meine Babys allergiegefährdet sind?
Früher war das eine gängige Empfehlung – heute weiß man: Der frühzeitige, aber vorsichtige Kontakt mit potenziellen Allergenen ist wichtig und hat einen schützenden Effekt.
❌ Verzicht auf Eier, Fisch, Nüsse etc. ohne Grund wird nicht mehr empfohlen.
Stattdessen:
Diese Lebensmittelgruppen frühzeitig, aber kontrolliert einführen und Reaktionen gut beobachten. Nüsse wegen der Verschluckungsgefahr nur als Nuss-Mus geben.
5. Wie gehe ich mit der Einführung von potenziellen Allergenen um?
Hier gilt: Mit Ruhe und Struktur.
So kann’s aussehen:
- Starte mit einem neuen Lebensmittel zur Hauptmahlzeit am Mittag (z. B. etwas hartgekochtes Ei).
- Gib es über 3-5 Tage in kleiner Menge.
- Beobachte deine Kinder genau.
- Wenn alles gut läuft, kann das Lebensmittel ins Repertoire aufgenommen werden. Regelmäßiger Kontakt mit allergenen Lebensmittelgruppen (1-2x wöchentlich) ist empfehlenswert.
⚠️ Bei bestimmten Allergien in der Familie (z. B. Erdnuss oder Kuhmilchprotein) kann eine individuellere Einführung dieser Lebensmittelgruppen sinnvoll sein. Hier unterstütze ich dich gern im Rahmen meines Beikost-Checks.
6. Welche Rolle spielt die familiäre Vorgeschichte?
Eine große! Wenn Mama, Papa oder Geschwister Neurodermitis, Asthma oder Lebensmittelallergien haben, ist das Risiko für die Babys erhöht – aber: Das ist kein Grund zur Panik.
Vielmehr bedeutet es:
- Eine bewusstere Planung der Beikost-Phase
- Beobachtung statt Vermeidung
- Aufklärung statt Verbote
7. Wie kann ich die Beikost schrittweise einführen?
Ein bewährtes Vorgehen ist der 3-Phasen-Plan:
- Mittagsmahlzeit (z. B. Gemüse-Kartoffel, Gemüse-Kartoffel-Fleisch/Fisch)
- Abendmahlzeit (Getreide-Milch, Getreide-Mutter-Milch/Pre-Milch, Kürbis-Polenta, Fenchel-Hirse, Süßkartoffel)
- Nachmittagssnack (Getreide-Obst)
Wichtig:
Lass dir Zeit. Jedes Kind ist anders – gerade allergiegefährdete Babys brauchen manchmal länger, um sich an neue Lebensmittel zu gewöhnen. Es geht nicht um das Erreichen von bestimmten Mengen in bestimmten Zeitabständen, sondern um das liebevolle Kennenlernen und Gewöhnen an feste Kost. Probiere gern verschiedene Konsistenzen (Brei, stückig, Baby Led Weaning).
Auch Zwillinge können sich mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und individuellen Vorlieben entwickeln. Gestehe jedem Baby sein Tempo, auch bei der Beikosteinführung, zu. Solange du begleitend stillst oder Flaschennahrung gibst, bekommen deine Babys alle Nährstoffe, die sie benötigen.
8. Was sind die häufigsten Allergene, die bei Babys auftreten?
Die häufigsten Lebensmittelallergene bei Babys sind:
- Kuhmilch und
- Hühnerei
Seltener können auch Reaktionen auftreten gegen: Soja, Weizen, Fisch, Erdnuss & Baumnüsse (z. B. Haselnuss), Sellerie.
👉 Diese sollen aber nicht automatisch gemieden werden – sondern lediglich kontrolliert eingeführt werden (siehe 2.).
9. Wie kann ich sicherstellen, dass mein Baby alle notwendigen Nährstoffe bekommt?
Vor allem bei allergiegefährdeten Kindern ist die Sorge groß, „etwas falsch zu machen“. Darauf kommt es an:
- Eisen: wichtig für die Entwicklung – steckt z. B. in Fleisch, Hafer, Hirse à zur besseren Verwertung immer zusammen mit Vitamin C (z. B. Fruchtsaft-Zusatz oder Obstmus) geben
- Omega-3-Fettsäuren: immer auf kleine Fettzugabe bei der Beikost achten, z. B. durch Rapsöl oder ab und an etwas fetten Fisch (z. B. Lachs)
- Kalzium: auch ohne Kuhmilch möglich – z. B. über Hafermilch (mit Kalzium angereichert), Brokkoli, Fenchel oder Sesam
- Vitamin D: auch über das 1. Lebensjahr hinaus supplementieren, Gabe immer zu einer Hauptmahlzeit
10. Wann sollte ich einen Kinderarzt oder eine Kinderärztin konsultieren?
Immer dann, wenn du unsicher bist oder eines deiner Babys:
- starke Hautreaktionen zeigt,
- häufig unter Durchfall oder Erbrechen leidet,
- Atembeschwerden hat,
- sehr viele Lebensmittel ablehnt,
- nicht gut zunimmt oder an Gewicht verliert.
Auch Zwillinge sind individuell und reagieren verschieden. Ärztliche Abklärung ist wichtig – aber: Viele Fragen im Alltag lassen sich auch schneller und individueller im Gespräch klären, z. B. in meinem Beikost-Check.
Fazit: Beikost und Allergierisiko – mit Wissen und Ruhe durchstarten
Die Beikostzeit mit allergiegefährdeten Babys muss nicht stressig sein – mit etwas Wissen, einem guten Plan und einer Portion Gelassenheit kannst du deinen Kindern Schritt für Schritt neue Lebensmittel und einen gesunden Umgang mit Essen zeigen, von dem deine Kinder ihr Leben lang profitieren werden.
Die Expertin
Romy Löffler ist zertifizierte Ernährungsberaterin mit Schwerpunkt Lebensmittelunverträglichkeiten und -allergien, 2-fache Mama und unterstützt Familien mit Neurodermitisberatungen und Coachings.
Website und Blog: Nutrischlau
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