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©sviatlanalazarenka, canva.com

Ich habe das erste Mal einen Moment überlegt ob ich über das Thema Weihnachten auf der Neonatologie hier schreiben möchte. Denn bis heute ist dies einer der Momente der mich emotional sehr zerreißt. Meine Frühchenzwillinge waren gerade mal einige Wochen alt, lagen seit ihrer Geburt auf der Neonatologie, so dass sie ihr erstes Weihnachten dort verbringen würden. Das erste gemeinsame Weihnachten, als Familie mit Kindern, hatte ich mir ehrlich gesagt anders erträumt.

Doch gerade weil die Situation in den Krankenhäusern und speziell den Kinderkliniken gerade so ist, wie sie ist, möchte ich das Thema Weihnachten im Krankenhaus hier aufgreifen. Denn leider wird es wohl so sein, dass viele Eltern besonders in diesem Jahr, ihr Weihnachtsfest in Kliniken oder daheim voller Sorge mit kranken Kindern verbringen werden müssen. Dies tut mir im Herzen leid und all meine Gedanken sind bei eben diesen Eltern.

Doch vielleicht erzähle vorab von meiner ganz persönlichen Erfahrung.

Mit Frühchen in der Weihnachtszeit

Meine Zwillingsherzdamen wurden Anfang November in der SSW 28.0 geboren. Über die Zeit auf der Neonatologie habe ich hier ausführlich mit Anne-Marie, einer Frühchenmama, geschrieben.

Jeden Tag über viele Wochen, fuhren mein Mann und ich einmal am Vormittag und einmal am Nachmittag für mehrere Stunden ins Krankenhaus, um unsere Kinder zu versorgen, mit ihnen zu bonden, Zeit mit ihnen zu verbringen. Denn dies ist für alle Beteiligten so ungemein wichtig, wie ich hier beschrieben habe.

Langsam aber sicher näherte sich die Weihnachtszeit und es wurde immer deutlicher, dass die Zwillingsherzdamen diese nicht mit uns gemeinsam daheim verbringen würden.  Zwar nahmen sie kontinuierlich zu, doch das vom Krankenhaus geforderte Entlassungsgewicht hatten sie noch nicht erreicht.

Der Weihnachtstag rückte immer näher und die Planungen für diesen nahmen immer mehr Form an. Die Frage wie wir diesen Tag verbringen würden, stellte sich zunehmend. Nach Wochen in denen ich selbst im Krankenhaus gelegen hatte, brauchte ich an diesem Tag meine Familie um mich, wie auch diese mich.

Daher beschlossen mein Mann und ich, dass wir den Vormittag des Weihnachtstages bei unseren Kindern im Krankenhaus und den Nachmittag daheim mit unserer Familie ohne unsere Kinder verbringen würden.

Dies würde das erste und letzte Mal sein, dass wir unsere Kinder nur einmalig am Tag besuchten. Und ich fühle noch heute wie sich alleine bei diesem Gedanken in mir alles zusammenzieht.

Es brach mir das Herz. Alleine die Vorstellung, dass sie dort alleine im Krankenhaus lagen, während wir mit dem Rest der Familie beisammen saßen, ließ mich weinen. So hatte ich mir unser erstes Weihnachten nicht vorgestellt.

Weihnachten auf der Neonatologie

Wir fuhren am Weihnachtstag in die Klinik. Für unsere Kinder hatten wir uns festlich angezogen, ihnen kleine Weihnachtsmützchen und etwas zum Kuscheln mit unserem Geruch eingepackt. Immer in dem Wunsch, es uns allen im Krankenhaussetting so besinnlich wie möglich zu machen.

Bereits im Gang zur Neonatologie hörten wir leise Weihnachtsklänge. Die Räumlichkeiten waren vom dem Personal dezent liebevoll weihnachtlich geschmückt. Wir betraten das Krankenzimmer und sahen als erstes, wie unsere Zwillingsherzdamen gemeinsam in einem Brutkasten lagen. Mir ging das Herz auf.

Neben Zwillingsherzdame 2 hing ein großer Luftballon mit der Zahl 2000g. Denn an diesem Tag hatte sie diesen Meilenstein erreicht. Und jedes Kilogramm wurde mit einem Luftballon am Inkubator auf der Station gefeiert. Eine schöne Tradition, wie ich finde. Wir waren stolz auf unsere kleinen Kämpferinnen.

Wir zogen den Zwillingen ihre kleinen Weihnachtsmützchen an, sangen ihnen Weihnachtslieder vor und genossen die gemeinsame Zeit  beim Känguruhen und füttern.

Eine Schwester kam mit weihnachtlichem Hauch herein, gratulierte uns zu dem neuen Meilenstein und übergab uns ein Geschenk der Station. Wir waren überrascht und freuten uns ein Buch über die Entwicklung von Frühchen in den Händen zu halten, vor allem jedoch über diese liebe Geste.

Aller anfänglichen Sorge zum Trotz, verbrachten wir einen wunderschönen gemeinsamen Vormittag. Viel zu schnell ging dieser vorbei. Mit schwerem Herzen und einem großen Gefühl der Zerrissenheit machten wir uns auf den Weg zu unserer Familie. Trotz aller Zerrissenheit waren wir uns jedoch sicher, dass die Kinder auf der Neonatologie gut medizinisch versorgt waren, dies beruhigte mich etwas.

Wir verbrachten einen ruhigen und besinnlichen Nachmittag und Abend im Kreise der Familie. Wir redeten über die Zwillingsherzdamen, schauten uns Bilder an und stellten uns vor, wie das nächste gemeinsame Weihnachten aussehen könnte. Doch das Gefühl der Zerrissenheit blieb und bis heute tut mir die Erinnerung an diesen Tag weh.

Wir durften seit diesem ersten Weihnachten, viele gemeinsame Weihnachtstage verbringen. Leuchtende Kinderaugen, Aufregung, Staunen, Freude…all dies durften und dürfen wir erleben und sind ungemein dankbar über dieses Geschenk.

Kinder – Unser höchstes Gut

Meine Gedanken sind besonders in dieser Zeit, bei allen Familien, die in einer aktuell unglaublich schlechten Versorgungslage, um die Gesundheit ihrer Kinder bangen. Ob im Krankenhaus oder Zuhause. Unsere Kinder und deren Gesundheit sind das höchste Gut und ich kann mir nur im Ansatz vorstellen, wie schrecklich sorgen- und angstvoll viele Eltern von akut erkrankten und langzeiterkrankten Kindern die momentane Situation erleben müssen.

Hilflos.

Sprachlos.

Erschüttert.

Verängstigt.

Diese vielen Familien brauchen ein weitaufgespanntes Netz an Unterstützungsangeboten. Medizinisch und Gesellschaftlich.

Umso wütender macht mich, dass die Politik und Wirtschaft nicht mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln handeln. Dass sehenden Auges seit Jahren trotz Petitionen Misswirtschaft betrieben wird, auf Kosten unserer Kinder – unter anderem.

Kinder sind ein Geschenk.

Ihre Gesundheit muss im höchsten Maße geschützt werden.

Kinder sind unsere Zukunft!

Gesellschaftlich. Politisch. Wirtschaftlich.

Dies scheint eines der reichsten Länder vergessen zu haben.

Doch Euch, liebe Löweneltern, Euch gehören in diesen Tagen meine Gedanken. Ich sende Euch Kraft & Zuversicht und hoffe mit jedem von Euch auf ein Weihnachstwunder.

Aktuelle Petitionen zur medizinischen Versorgung von Kindern:

https://www.change.org/p/dringend-kinder-medizinische-versorgung-dauerhaft-sichern

https://www.openpetition.de/petition/online/versorgung-kranker-kinder-sichern-politische-versprechen-halten-kinderheilkunde-staerken

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