„Gäbe es einen „Pauschal-Tipp“ für stillende Zwillingsmütter, hätte ich diesen mit offenen Armen empfangen“ sagt Jule und berichtet hier über ihren Stillweg mit ihren zweieiigen Zwillingsjungen.
Die ganze Schwangerschaft über habe ich mich stillend mit meinen Zwillingen gesehen. Dass es sein kann, dass sie zu schwach zum saugen sind, ich zu wenig Milch habe oder ähnliches, darüber habe ich mir null Gedanken gemacht. Ich hatte weder Fläschchen noch PRE-Nahrung zuhause.
Als die Zwei dann in der 36+0 SSW auf natürlichem Weg geboren wurden, wurde mir mein erstes Kind, direkt nach allen Checkups und kurzer Atmungsunterstützung an die Brust gegeben. Dies funktionierte auch recht gut. Unser zweiter Zwilling war ein wenig länger bei den Ärzten und wurde danach dem Papa zum Bonding gegeben.
Die ersten Stunden
Als ich abends auf mein Zimmer, glücklicherweise ein Einzelzimme, kam und die Hebamme mich in Empfang nahm, war Stillen erst mal kein Thema. Sie brachten mir PRE-Milch und Fläschchen. Komischerweise habe ich mir zu diesem Zeitpunkt auch keine richtigen Gedanken gemacht und war einfach nur erschöpft. Am nächsten Morgen kam dann aber gleich eine Stillberatung die mir half die Kinder anzulegen, aber einzeln.
Tatsächlich hatte ich noch recht wenig Milch und unser 2. geborener Sohn war noch recht klein und schwach. So lief es dann darauf hinaus, dass ich abgepumpt habe und die zwei kleinen die Flasche bekamen, beziehungsweise die abgepumpte Milch, die aber alleine nicht ausreichte.
Ich rief ziemlich zügig meine Mutter an, dass sie doch bitte Fläschchen und PRE-Nahrung besorgen soll.
Die ersten Stillversuche
Zuhause angekommen legte ich die Beiden immer gleichzeitig an, was überhaupt nicht klappte und mich ehrlich gesagt ziemlich stresste. So legte ich mal einen, mal den anderen an und gab zur Ergänzung noch das Fläschchen.
Unser Ankommen war leider mit sehr viel Stress verbunden. Es war kurz vor Weihnachten und wir mussten am nächsten Tag zur Kontrolle der Biliburin Werte. Und wieder einen Tag später auch. Wir hatten nicht wirklich Zeit zum ankommen und unseren Rhythmus zu finden. Außerdem sind die zwei mit den neuen Sauger nicht klar gekommen.
Wie verrückt schickte ich die Verwandtschaft in jeden Drogeriemarkt um jegliche Sauger zu besorgen. Schlussendlich fand ich dann in der Schweizer Apotheke (wir wohnen direkt an der Grenze) einen Passenden.
Einen Tag nach dem Heimkommen kam die Hebamme, die auch meinte dass unser Ziel das Tandemstillen sei. So probierte ich es weiter und weiter und wurde immer gestresster, weil es überhaupt nicht funktionierte. Einer nach dem anderen dockte immer wieder ab, rutschten runter etc. Mein Mann musste mir bei jedem mal helfen und mir war klar das er auch bald wieder arbeiten gehen muss und das so nicht funktionierte.
Wie das Leben so spielt
Neujahr kam dann der Schreck. Ich bekam im Brustbereich unheimliche Schmerzen, konnte kaum atmen und musste mich übergeben.
Meine Mama fuhr mich ins Krankenhaus- Verdacht auf Lungenembolie. Ich wurde weitergeleitet in ein anderes Spital und musste dort ein MRT machen lassen- mit Kontrastmittel. Das bedeutet 48h nicht stillen- die wertvoll abgepumpte Milch mussten wir wegschütten. Es war Gott sei dank keine Embolie- so wurde ich wieder entlassen. Das tat weh und war ein arger Rückschlag.
Das Pumpen stresste mich auch unheimlich, 30min da sitzen, keine Zeit für die Kinder haben, keine Hand freihaben.
Als ich ein paar Tage später zur Hausärztin musste wegen einer Überweisung für eine Magenspiegelung, da die „Anfälle“ immer wieder kamen. Magenspiegelung bedeutet: Narkose! Wieder 48h nicht stillen. Es stellte sich heraus, dass ich eine Magenschleimhautentzündung und eine Speiseröhrenentzündung hatte.
Meine zwei kleinen Jungs waren Gott sei Dank sehr flexibel was Flasche und Brust angeht. Denn als ich ein paar Tage später zur Kontrolle bei der Hausärztin war, stellte diese fest das ich Gallensteine habe und es Koliken waren die mich so quälten. Eine OP stand nun an.
Wir haben unseren Rhythmus und Weg gefunden
Seit Anfang Januar habe ich nun meinen eigenen Rhythmus mit meinen zwei Jungs entwickelt, mit dem es mir sehr gut geht. Sie haben alle 3h-4h Hunger.
Bei einer Mahlzeit stille ich einen Zwilling und der andere bekommt das Fläschchen, bei der nächsten Mahlzeit genau andersrum. Die zwei akzeptieren es – bis jetzt- wunderbar. Ich habe mittlerweile genug Milch und die Pumpe durfte ich endlich vom Nachttisch räumen, was mir unheimlich viel Druck nahm.
Ich habe bis jetzt kein Zwillingsstillkissen, vielleicht fehlt mir das noch zum endgültigen Glück. Meinen Mann möchte ich übrigens zu dieser Anfangszeit, natürlich auch weiterhin, nicht missen wollen!
Jetzt nach 5 Wochen habe ich zum ersten Mal das Gefühl richtig angekommen zu sein. Nach einer unheimlich komplizierten und schwierigen Schwangerschaft, ich war mehr im Krankenhaus wie zu Hause, tut es unheimlich gut einfach durchzuatmen und die Kleinen bei uns- und an der Brust- zu haben.
Leo (47cm, 2520g) und Lasse(45cm, 2340g) sind zweieiige Zwillinge und in der 36. SSW natürlich auf die Welt gekommen.
„Liebe Zukünftigen Zwillingsmamas,
hört auf das was euch gut tut, denn das tut auch den Kinder gut. Macht das was IHR für richtig haltet, denn das wird auch das Richtige für eure Kinder sein. Wenn euch etwas stresst, verunsichert fragt euch warum und geht diesem auf den Grund und dann, wenn ihr könnt, ändert es.“
Liebe Jule, danke, dass Du Deine Erfahrungen und Erlebnisse mit uns teilst. Bestimmt wird dies andere Zwillingseltern ermutigen, ihren Weg zu gehen, wie auch immer dieser aussieht. Und wieder zeigt sich, dass es keinen Pauschal-Tipp für stillende Zwillingsmütter gibt, aber viele kleine Schritte, Mut, Wunsch und gute Unterstützung dabei helfen können, seinen Weg zu finden.
Wir wünschen Euch ganz viel Gesundheit und eine tolle Reise im Leben mit Zwillingen.
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