Familienbett mit Zwillingen? Was versteht man darunter und wie kann das aussehen? Was können Vor- und Nachteile sein?

Liebe Eltern,

Der Schlaf sei das tägliche Brot deiner Seele.
– Carl Ludwig Schleich

Das bedeutet übersetzt so viel, dass mindestens die Hälfte all unserer elterlichen Seelen verhungert, so interpretiere ich es aus meiner Perspektive zumindest, denn meine Seele hat lange Zeit ziemlich wenig „Brot“ abbekommen. 😊

Sprüche klopfen ist leicht, aber die Umsetzung von Verbesserungen in Bezug auf das familiäre Schlafverhalten ist eine andere Herausforderung.

Herausforderungen

Zwei Jahre lang habe ich jede Nacht die „Reise nach Jerusalem“ gespielt – ich bin durch zahlreiche Betten gehüpft, habe meine Wirbelsäule auf der Bodenmatratze krumm gelegen und herausragende Bettakrobatik betrieben. Nein, nicht im Sinne wie ihr denkt -_- eher im Sinne von „den einen Zwilling auf einem Arm wippend jonglieren, während man dem zweiten Zwilling im Bett die Milchflasche gehalten und mit den Füßen verzweifelt im Dunkeln Leuchtschnuller gesucht hat“.

Liebe Mama’s und Papa’s, unsere täglichen und nächtlichen Glanzleistungen verdienen einen Oscar!

Schlafrhythmus?

Aber mal ehrlich, können wir etwas tun, um die Schlafsituation zu verbessern? Selbstverständlich, aber leider gibt es keine Pauschalantwort. Nicht nur jedes Kind hat einen unterschiedlichen Schlafrhythmus, sondern auch wir Eltern wachen unterschiedlich oft auf, sind geräuschempfindlich oder schlafen sehr schlecht wieder ein. Daher ist es umso wichtiger in sich hineinzuhorchen und für sich als Familie die wichtigsten Punkte zu identifizieren, die einem in Bezug auf Schlaf wichtig sind. Und ich meine hier nicht nur den starken Wunsch nach „Durchschlafen“:

Familienbett?

Es gibt viele Möglichkeiten: Da wäre zum Beispiel das allseits beliebte Familienbett. Meint konkret die Aneinanderreihung von Erwachsenenbetten, in denen alle Familienmitglieder gleich viel Platz bekommen. Vorteil ist natürlich, dass sich die Eltern nachts nicht großartig bewegen müssen, um die Nähe- oder Nahrungsbedürfnisse der Kinder zu stillen. Häufig haben Kinder durch die Anwesenheit ihrer Bindungspersonen einen ruhigeren Schlaf. Sie wissen, dass sie nicht alleine in der Trennungsphase der Nacht sind, das vermittelt innere Ruhe. Jedoch können Schlafunruhen auch diverse andere Ursachen haben und ein Familienbett mit Zwillingen ist keine Garantie für ruhigen Schlaf.

Manche Eltern, so wie wir auch, genießen die ersten Lebensmonate der Kinder gerne gemeinsam in einem Schlafzimmer mit Hilfe von Beistellbettchen, lösen sich aber bewusst aus dieser Schlafsituation, wenn sie beispielsweise ihr Zimmer wieder für sich erobern möchten. Auch das ist eine völlig normale Denkweise und jede Familie darf hier ihren eigenen Weg gehen.

Unser Weg zum Schlaf

Da unsere Zwillinge die ersten Monate aufgrund von anfänglichen Koliken sehr schlecht geschlafen haben und mein Mann jeden Tag lange arbeiten musste, entschieden wir uns dafür, die Zwillinge mit sechs Monaten ins eigene Zimmer umzusiedeln. Dann machten wir einen, aus unserer Perspektive im Nachhinein betrachtet, großen Fehler: Ich habe entschieden die Zwillinge räumlich zu trennen, da mein Sohn nachts überhaupt nicht geschlafen hat und ich angenommen habe, er würde seine Schwester ständig wecken. Dadurch hat sich die Einschlafsituation mittags und abends enorm kompliziert gestaltet – mit welchem Zwilling fange ich an? Was mache ich, wenn der eine schläft und der andere durch die Wände schreit? Zu wem renne ich zuerst? Lasse ich den einen schreiend liegen, während ich zum anderen hechte?

Diese Situation hat mich innerlich sehr zerrissen, unsicher gemacht und ich wusste keine Lösung. Das Naheliegendste kam mir nicht in den Sinn. Zwillinge brauchen sich. Zwillinge spüren sich, kennen sich, wollen sich riechen und fühlen. Anstatt dass ich mir Sorgen machte, dass sie sich wecken, hätte mir in den Sinn kommen sollen, dass ihnen die vertrauten Bewegungen und Geräusche des anderen eher Sicherheit gaben.

Alles anders

Mein Sinneswandel kam dann glücklicherweise, als die Zwillinge zehn Monate alt waren und mich die Schlafsituation und das nächtliche Gerenne mürbe gemacht haben. Innerlich hatte ich aber enorme Angst, dass sie sich gegenseitig weckten und ich noch häufiger aufstehen muss.
Meine anfänglichen Zweifel bestätigten sich, aber wir hielten durch. Nach ungefähr drei Wochen wurde es Gewohnheit und das Verhältnis der beiden erreichte ein anderes Level, so zumindest mein Gefühl und meine Beobachtung. Sie waren dankbar sich gegenseitig zu haben. Sie waren sicher, geborgen und fühlten sich wohl.

Als sie gerademal ein Jahr alt wurden haben wir die Gitterseiten der Bettchen geöffnet und die Betten gegenüber gestellt. Abends saß ich am Kopfende zwischen beiden und streichelte sie in den Schlaf. Kleinkinder bleiben aber nicht liegen und diese ständige Turnerei und das Bitten, ins Bett vom anderen zu kriechen, nervten mich. Anstatt mich weiter aufzuregen und etwas zu erzwingen, was beide scheinbar nicht wollten, entschlossen wir uns für ein Ehebett. Beide bekamen ein Doppelbett, in dem auch ich abends oder nachts Platz hatte und bei Bedarf bei ihnen bleiben konnte. Seitdem war Schlafen größtenteils entspannt.

Rückblickend fragt man sich immer, was hätte man besser machen können?

So vieles…ich würde:

  1. nicht nochmal auf die Idee kommen, Mehrlinge zum Schlafen voneinander zu trennen aus Angst, sie könnten sich gegenseitig wecken.
  2. von Anfang an ein großes Bett für sie aufstellen und für entsprechende Rausfallschutzmöglichkeiten *Affiliatelink sorgen (von unseren Gitterbetten hatten wir wirklich wenig).
  3. den Druck herausnehmen und uns durch ein großes Bett als Eltern ermöglichen, sich häufiger dazuzukuscheln, ohne am Boden auf der Notfallmatratze zu nächtigen und am nächsten Morgen mit Rückenschmerzen aufzuwachen.

Jeder kennt seine familiären Bedürfnisse am besten, daher ist dies ein Erfahrungsbericht aus meiner ganz persönlichen Perspektive. Welche Erfahrungen hast Du mit dem Zwillings- und Familienschlaf gemacht?

Lara ist Zwillingsmama und Schlafberaterin. Hier kannst Du sie bei Fragen konsultieren und Dich ganz auf Eure Situation zugeschnitten beraten lassen.

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