12 Tipps zum Zwillingsschlaf – Expertinnenbeitrag

0
www.es-sind-zwei.de DAS Zwillingsportal 12 Tipps zum Zwillingsschlaf
©RyanKing999 , canva.com

Susann ist Zwillingsmama und begleitet als Schlafberaterin Familien in einer sensiblen Phase. Nicht nur aus eigener Erfahrung weiß sie, wie sehr das Thema Schlaf von Eltern und Kindern, Familien beschäftigen kann, wie sehr Lösungen für ausreichenden und gesunden Schlaf gesucht werden. Hier teilt sie ihre 12 Tipps zum Zwillingsschlaf.

Zwillingsbabys und der Schlaf

Als Mama von drei Kindern mit Zwillingsmädchen weiß ich, um die Bedeutung des Babyschlafs und welche Auswirkungen er auf die gesamte Familie haben kann. Und ich weiß auch, dass Babyschlaf eines Kindes, die eine Sache ist. Zwei Babys in den Schlaf zu begleiten, ist die andere. In meiner Praxis als bindungs- und bedürfnisorientierte Schlafberaterin begleite ich viele Familien mit Zwillingen. Ich kenne die Ängste, Nöte und Wünsche sehr gut.

Genau deshalb möchte ich Euch die vielen guten Nachrichten und Tipps mitgeben, die Entspannung in den Zwillingsschlaf bringen.

Hier nur ein paar davon

  • Da die Babys gleich alt, sind haben sie sehr oft einen ähnlichen Schlafbedarf.
  • Die Anzahl an Tagschlaf ist damit fast gleich und die Mahlzeiten und Aktivitäten können beiden gemeinsam angeboten werden.
  • Wenn Sie doch unterschiedlich wach sind, ist es so schön einmal One-to-one Time genießen zu können, die bei zwei Kindern manchmal zu kurz kommt.
  • Mit etwas Grundwissen, Intuition, Geduld und Liebe kann man bei Zwillingen für alle passende Schlafroutinen etablieren, die sich für euch alle schön und entspannt anfühlen.

12 Tipps zum Zwillingsschlaf

Hier kommen 12 praxiserprobte Tipps aus meiner Beraterpraxis mit Zwillingseltern für euch:

TIPP 1: Ruhe und Geborgenheit!

Verschafft den Babys am Anfang viel Ruhe. Viele Zwillinge werden etwas zu früh geboren. Vor allem Frühchen, aber auch Neugeborene im Allgemeinen benötigen eine reizarme Umgebung, sehr sanfte und langsame Berührungen, Nähe, Körperwärme und Liebe. Das heißt in einem engeren Umfeld (Pucksack, Stubenwagen oder euren Armen) fühlen sich Frühchen noch wie im Bauch der Mama. Weißes Rauschen kann helfen, die Geräusche im Mutterleib nachzuahmen und Lärm von außen etwas abzufedern.

TIPP 2: Frühchen brauchen mehr Nestschutz!

Wenn eure Zwillinge Frühchen sind, solltet ihr zurückrechnen und den errechneten Geburtstermin beachten, wenn es um durchschnittlichen Schlafbedarf oder kindgerechte Wachphasen geht. Sind eure Kinder z.B. 4 Wochen zu früh geboren und aktuell 3 Monate alt, zieht 1 Monat ab, wenn es um altersentsprechenden Tag- oder Nachtschlaf geht.

TIPP 3: Eine gute Nacht beginnt am Tag!

Vergesst den Mythos: Wenn die Kinder tagsüber lange wach sind, schlafen sie nachts länger. Im Gegenteil. Übermüden Sie am Tag, fällt das Ein- und Durchschlafen sehr schwer, weil das Cortisol (Stresshormon) im Körper sehr hoch ist. Achtet daher auf die Wachphasen und Signale der Babys und bietet ausreichend Tagschlaf. Wachphasen/Wachfenster sind die Zeit zwischen Augen auf und Augen zu. Also die Zeit zwischen den Schläfchen. Ganz kleine Babys haben z. B. oft nur Wachphasen von 30-45 Minuten (Inklusive Füttern, Windeln wechseln und der nächsten Einschlafbegleitung). Die Wachphasen verlängern sich ca. 15 Min pro Lebensmonat.

TIPP 4: Kurze Nickerchen sind ganz normal!

Vor allem Neugeborene schlafen tagsüber mal kurz mal lang! Der Schlaf-Wach-Rhythmus beginnt sich überhaupt erst nach dem 4. Lebensmonat zu etablieren. Macht euch über die Länge des Tagschlafs im ersten Lebensjahrdaher bitten gar keine Sorgen. Bei Zwillingen passiert es zudem manchmal, dass der eine Zwilling den anderen weckt. Das ist normal und macht nichts. Dann startet die nächste Wachphase einfach jetzt. Ihr bietet dann gerne einen Tagschlaf oder Powernap am Nachmittag mehr an und variiert mit der Bettgehzeit. Ihr dürft flexibel sein. Eure Kinder brauchen keine starren Zeiten. Insgesamt sind Schläfchen von „nur“ 20 Minuten bis 120 Minuten oder länger im ersten Lebensjahr übrigens ganz normal.

TIPP 5: Licht und Dunkelheit!

Schlaf wird maßgeblich über die innere Uhr gesteuert. Und diese wird sehr stark über Licht und Dunkelheit beeinflusst. Nutzt die Wachphasen für frische Luft und Sonnenlicht, um die Einstellung der inneren Uhr als Taktgeber zu unterstützen. Macht es beim Zubettgehen sowohl beim Tag- als Nachtschlaf im Umkehrschluss dunkel. Wenn es geht sogar sehr dunkel. Keine Angst! Kinder entwickeln erst nach dem zweiten Lebensjahr Furcht vor der Dunkelheit, wo ein Nachtlicht helfen kann.

TIPP 6: Jedes Kind ist (doch ein bisschen) anders!

Auch wenn es Zwillinge sind, handelt es sich um zwei verschiedene und individuelle Menschen. Sie bringen daher manchmal unterschiedliche Temperamente mit. Das klassische „Anfängerbaby“ kann durchaus neben einem sehr sensiblen Kind aufwachsen. Versucht beide Kinder zu beobachten und zu schauen, was ihnen gut tut. Das sensiblere Kind benötigt eventuell noch weniger Reize und hat eine etwas kürzere Wachphase. Ein Kind nimmt den Schnuller, eines nicht. Unterschiedliche Schlafplätze, verschiedene Schlafbegleitungen oder auch mal Wecken des Geschwisterchens, sind daher total ok.

TIPP 7: Synchronisieren!

Viele Zwillingseltern wünschen sich verständlicherweise, dass die Kinder vor allem nachts nicht versetzt wach werden, um selbst ausreichend Schlaf zu bekommen. WENN das auch euer Wunsch ist: Beginnt den Tag möglichst zur gleichen Uhrzeit. Beachtet dann die altersentsprechenden Wachphasen/ Wachfenster und bietet den Tagschlaf an. Sollten die beiden versetzt einschlafen, weckt das 2. Kind innerhalb der nächsten maximal 15-20 Minuten, um wieder ungefähr in einen Rhythmus zu kommen. Nachts kann man gerne versuchen dem anderen Baby zur gleichen Zeit eine Mahlzeit anzubieten. Manche Babys kommen mit dem „Dreamfeed“ gut zurecht und ihr habt eine etwas längere Pause.

TIPP 8: Zusammen oder getrennt – ist individuell!

Jedes Kind und jedes Zwillingspaar hat seine eigenen Bedürfnisse. Manche machen sich wach, andere schlafen nur, wenn der Partner:in auch da ist. Ob zwei Bettchen oder eins, getrennte Einschlafsituationen oder gemeinsame. Alles ist richtig und muss zu euch und euren Kindern passen. Und zwar nur zu euch!

TIPP 9: Die passende Umgebung wandelt sich!

Häufig ändern sich Einschlafsituationen mit dem Alter der Kinder. Wenn motorische Fähigkeiten hinzukommen und das Einschlafen bei einem Wachstumsschub oder sich änderndem Tagschlaf schwerer fällt, macht eine Änderung der Schlafumgebung durchaus Sinn. Ihr dürft immer entscheiden, was für euch passt. Und in diesem Zusammenhang, dürft ihr das Schlafarrangement ändern, wenn es sich für euch ab jetzt anders besser anfühlt. Wenn ein Elternteil die Zwillinge allein ins Bett bringen mag, kann eine Änderung der Schlafumgebung ebenfalls Sinn machen. Fragt euch immer: Wie ist es für mich selbst am entspanntesten die Kinder zu begleiten. Wichtig ist, dass es sich für euch entspannt anfühlt. Denn nur in einer sicheren und entspannten Umgebung schlafen Kinder gut ein. Macht es euch daher selbst so bequem wie es geht. Das kann auch mal ein Matratzenlager sein.

TIPP 10: Keine Angst vorm Einschlafen mit zwei Kindern!

Gerade wenn beide Kinder müde sind, schläft der andere Zwilling sehr häufig trotzdem ein. Und ja: auch wenn der andere noch erzählt oder weint. Die Wahrscheinlichkeit dass sich beide wach machen, ist beim Einschlafen geringer, als beim Weiterschlafen. Denn oft ist der Schlafdruck beim Einschlafen so hoch, dass das müde Kind trotz allem einschläft. Allerdings kann das Weiterschlafen schwer fallen, wenn nach einem Schlafzyklus der andere Zwilling wach wird. Dann hilft eins: schnell bei den Kindern zu sein. Am besten circa 30-35 Minuten nach dem Einschlafen, wenn die meisten Kinder einen kurzen Sicherheitscheck machen. Versucht dann beide Kinder wieder sanft zurück zu begleiten oder ihnen kurz zu versichern, dass ihr da seid, noch bevor sie richtig wach werden.

TIPP 11: Einschlafhilfen sind immer richtig, wenn sie für euch richtig sind!

Alle Familien und Kinder sind sehr individuell. Daher sind Einschlafhilfen, wie Einschlafstillen, Tragen, Kinderwagen, Co-Sleeping, Federwiege ebenfalls eine individuelle Entscheidung. Setzt dabei gerne auf Vielfalt. Etabliert ihr von Anfang an verschiedene Einschlafhilfen, wie weißes Rauschen, Bettchen, Trage, Kinderwagen, Bettchen oder andere Bezugspersonen, könnt ihr später leichter variieren. Solltet Ihr eine Einschlafhilfe später nicht mehr wollen (z.B. in den Schlaf tragen), habt ihr und eure Kinder Alternativen zur Auswahl. Ganz egal für was ihr euch entscheidet, alles ist dann richtig, wenn es sich für euch richtig anfühlt! Und jede Einschlafhilfe kann genauso gut kindgerecht geändert werden, wenn sie eben nicht mehr zu euch passt.

TIPP 12: Achtet auf euch und eure Zeit!

Anstatt Strampler und Windeltorten wünscht euch eine Wöchnerinnenbetreuung, Essen auf Rädern, eine Haushaltshilfe oder einen Wäschegutschein. Kauft euch einen Staubsaugerroboter oder etwas, was euch das Leben nach der Geburt leichter macht! Nutzt nicht nur den Schlaf, sondern ganz verstärkt die Wachphase, um Dinge im Haushalt zu erledigen. Ich weiß es dauert alles länger als allein. Dennoch ist ein halb gelegter Wäschekorb, auch nur noch ein halber, wenn die Zwillinge schlafen. Dann bleibt mehr Zeit zum Ausruhen. So verschwindet ein wenig Druck aus dem Tagschlaf, der oft lang genug sein „muss“, um Haushalt und Erholung unter einen Hut zu bekommen.

Möchtet ihr euch, eure Schlafsituation mit Zwillingen kindgerecht und vor allem bindungsorientiert verändern? Dann schaut gerne auf Praxis als bindungs- und bedürfnisorientierte Schlafberaterin vorbei, wenn ihr euch dabei eine Begleitung wünscht.

Noch mehr Beiträge ähnlich 12 Tipps zum Zwillingsschlaf gesucht?

Schlafberatung bei Zwillingen

Wo schlafen die Zwillinge? Eine Reise durch Theorie und Praxis

Das perfekte Zimmer für harmonischen Babyschlaf

[ays_poll id=29]

Höre gerne auch die Podcastfolge von Inga und Susann rund um das Thema Schlaf. Den Podcast findest du auf vielen gängigen Plattformen.